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letzte Änderung:
2013-07-29 18:17

Bildung

Bildungschancen, 2008-10-22

Es heißt, Schüler aus "bildungsfernen Schichten", auch besonders "mit Migrationshintergrund" seien in unserem Schulsystem benachteiligt. Das kann zwei Gründe haben. Zum einen sind die Startvoraussetzungen zum Schulbeginn im Alter von ca. sechs Jahren sehr unterschiedlich. Zum anderen ist auch während der Schulkarriere die Unterstützung durch das Elternhaus sehr verschieden. Eigentlich sollten Eltern großen Wert auf die Bildung ihrer Kinder legen, aber offensichtlich werden viele Eltern ihrer vornehmsten Pflicht nicht gerecht.

Im Interesse der Kinder und im Interesse der Nutzung aller Ressourcen für die Gesellschaft muss der Staat hier helfen. Um die Startvoraussetzungen in der Grundschule zu vereinheitlichen, ist es sehr sinnvoll, frühzeitig Sprachtests durchzuführen und ggf. eine Sprachförderung aufzunötigen. Hier ist die Politik auf dem richtigen Weg, sollte aber etwas entschlossener vorgehen.

Das zweite Problem lässt sich durch Ganztagsschulen lösen. Dort können die Kinder am Nachmittag die Ruhe für die Hausaufgaben finden und bei Bedarf auch die Unterstützung bekommen, die ihnen vom Elternhaus oft nicht gewährt werden. Allerdings genügt es nicht, Schulen einfach nur zu Ganztagsschulen umzudeklarieren. Vielmehr müssen die Voraussetzungen für den Ganztagsbetrieb räumlich und personell geschaffen werden. Dazu gehört auch eine Verpflegung für alle, die bis zum Nachmittag bleiben. Statt das Kindergeld zu erhöhen, das dann in zumindest einigen Fällen für ganz andere Zwecke als zum Wohle des Kindes ausgegeben wird, wäre es sinnvoller, das gemeinsame Mittagessen zu fördern. Leider muss die Schule nämlich neben der Bildung immer mehr Sozialisierungs- und Erziehungsaufgaben wahrnehmen, weil die Eltern auch hier oft versagen. Bei der gemeinsamen Mahlzeit bietet sich die Gelegenheit sozialen Kontakts außerhalb einer anstrengenden Lern- oder völlig freien Pausensituation.

Immer wieder: das dreigliedrige Schulsystem, 2008-10-21

Es wird gebetsmühlenartig wiederholt: die Kritik am dreigliedrigen Schulsystem. Es sei unsinnig, Kinder frühzeitig in drei Schulformen aufzuteilen, es müsse "individuell gefördert" werden statt "auszusortieren".

Und das, obwohl alle Studien zeigen, dass das deutsche (je nach Bundesland unterschiedliche) Bildungssystem im europäischen Vergleich stark unterfinanziert ist. Bei dieser finanziellen Situation ist es nicht verwunderlich, dass es bei den PISA-Studien schlecht abschneidet. Klar gesagt: Es ist nicht deswegen schlecht, weil es dreigliedrig ist, ganz im Gegenteil. Es wäre gut, wenn es nur ausreichend finanziert wäre. Und noch ein Wort zur "individuellen Förderung": Man überlege sich nur einmal, dass sich ein Lehrer in einer Unterichtsstunde von 45 min Dauer und 22 Schülern jedem individuell widmen soll. Wie viele Minuten stehen dafür zur Verfügung? Ja, zwei ganze Minuten! Und die restliche Minute darf er dann für das "Guten Morgen" an die Klasse als Gesamtheit verwenden.

Nein, wir brauchen mehr Personal an den Schulen. Neben den Pädagogen auch Sozialarbeiter in vielen Schulen und einen Ausbau des sozialpsychologischen Dienstes. Das Schulsystem muss auch (wieder) durchlässiger werden für diejenigen, die nach der 4. Klasse eine Empfehlung für die Haupt- oder Realschule bekommen haben, sich in den Folgejahren aber sehr gut entwickeln und sich einer höheren Schulform gewachsen zeigen. Es sollte ungefähr genauso viele Auf- wie Absteiger geben, während heute sehr viel mehr Schüler nach unten wechseln. Deswegen aber das gesamte dreigliedrige Schulsystem in Frage stellen zu wollen, halte ich für völlig abwegig.