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letzte Änderung:
2022-07-17 23:21

Umwelt

Gaspreise und Gasverbrauch, 2022-07-17

Die Gaspreise sind wegen des Kriegs Russlands gegen die Ukraine und der Sanktionen gegen Russland stark gestiegen – auch wegen der Unsicherheit, wie viel Gas in Zukunft überhaupt noch durch die Pipelines nach Deutschland (und andere EU-Länder) fließen wird.

Mit dieser Situation werden wir uns nicht gerade anfreunden, aber zumindest arrangieren müssen. Höhere Preise führen zu niedrigerer Nachfrage. Das nennt man Preiselastizität. Diese tritt insbesondere auf, wenn Kunden deshalb preissensibel sind, weil sie auf alternative Produkte ausweichen können. Sagen wir mal, es steigt der Preis für Reis. Dann steigen die Verbraucher auf Kartoffeln und Pasta um. Oder es steigt der Preis für Parfüm. Dann wird weniger Parfüm gekauft, denn wirklich zwingend nötig ist es ja nicht, sondern eher ein Luxusgut.

Nun aber steigt der Gaspreis. Außerdem ist – im Vergleich zu den Vorjahren – nur eine geringere Gesamtgasmenge vorhanden, sagen wir mal 50 %. Ob die Zahl stimmt, ist nebensächlich. Die meisten Gaskunden haben technisch gar keine Möglichkeit, auf eine andere Heiztechnik umzustellen – zumindest nicht innerhalb weniger Monate. Also bleibt nur die Möglichkeit, weniger zu verbrauchen, die Wohnungen also weniger zu heizen. Aber auch das führt nur zu einer Einsparung von, sagen wir mal, 25 %. Wir haben also eine Lücke von 25 %, denn die Preiselastizität genügt nicht, den Verbrauch so stark zu senken, dass die vorhandene Gasmenge ausreicht.

Vor allem haben die Gaskunden in fast allen Fällen überhaupt keine Möglichkeit, ihren Gasverbrauch direkt zu prüfen. Sie wissen also nicht, ob ihre Verhaltensänderung tatsächlich zu der eigentlich notwendigen Einsparung führt. In den meisten Mehrfamiliengebäuden besteht kein Zugang zum Gaszähler, und auch der würde nicht helfen. weil sich hier nur das Gesamtverhalten aller spiegelt. Wer an seinem Thermostat dreht, macht das quasi im Blindflug.

Was passiert, wenn schon Ende Dezember ein Großteil der Gasreserven in den Speichern aufgebraucht sind? Steigt der Gaspreis dann für alle noch einmal exorbitant, bis fast alle nicht mehr heizen und die Temperaturen in den Wohnungen nur noch knapp über dem Gefrierpunkt sind?

Die Ärmeren im Lande werden (hoffentlich und voraussichtlich) vor dem Abstellen der Gasversorgung geschützt bzw. die Wohnkosten, welche die Heizkosten einschließen, werden direkt von der Gemeinschaft übernommen. Die Wohlhabenden geht das alles sowieso nichts an, die bezahlen halt den dreifachen oder auch den zehnfachen Preis, d. h. Preiselastizität ist sehr gering – genau wie bei den Ärmeren, die für die Kosten ja nicht selbst aufkommen müssen bzw. können. Die dazwischen sparen so gut sie können, wissen aber nicht, was nach der Abrechnung auf sie zukommt.

Und wenn man jetzt zuteilen wollte? Bei der Industrie mag das gehen. Ob nun einige Zeit Glas und Aluminium hergestellt werden oder nicht, mag Auswirkungen haben. Aber ob Molkereien und Bäckereien noch Gas bekommen, hat ganz andere unmittelbare Folgen. Gut, bei der Industrie und im Handwerk könnte man steuern, insbesondere bei den vergleichweise wenigen Großunternehmen. Aber einzelnen Haushalten 10 oder 20 % weniger zuzuteilen ist technisch unmöglich. In Mehrfamilienhäusern könnte man versuchen, die Temperatur zu begrenzen, aber beeinflussen kann man maximal die Vorlauftemperatur der Heizungen. Gleiche Vorlauftemperaturen bringen aber in Abhängigkeit vieler technischer Faktoren der Gebäude völlig unterschiedliche Raumtemperaturen, so dass man das nicht sinnvoll einsetzen kann.

Meine Frage ist nun: Hat sich darüber schon mal jemand Gedanken gemacht, wie durchgesetzt werden kann, dass die wohl begrenzten Gasvorräte so gestreckt werden, dass sie über den nächsten Winter reichen? Momentan wird sich in den Gazetten darüber aufgeregt, dass 3,9 Mio Dosen Impfstoff ablaufen, dabei sind das bloß 4,2 % der 92 Mio Dosen. Es war also gar keine so schlechte Schätzung, und wenn zu wenig bestellt worden wäre, d. h. die Leute sich vernünftigerweise zu einem etwas größeren Anteil hätten impfen lassen, wäre das Geschrei noch größer.

Wir können froh sein, wenn das mit dem Verlauf des Gasverbrauchs auf 4 % genau geschätzt und das Gas entsprechend so zugeteilt wird, so dass wir ohne größere Probleme in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Schulen, bei der Lebensmittelproduktion und dem Heizen von Wohnungen und Arbeitsstätten durch den Winter kommen. Wenn dann ein paar Industrieprodukte nicht hergestellt worden sind, sei's drum.

Verkehrsvermeidung, 2008-12-14

Neulich wurde im Fernsehen informiert, dass bei Tomaten, die Tausende Kilometer durch Europa gekarrt werden, der Anteil der Transportkosten am Regalpreis 1% beträgt. Warum wird da ständig von den Speditionsunternehmen geklagt, dass die Kosten so hoch seien? Völliger Unsinn! Die Transportkosten sind um Größenordnungen zu niedrig! Leider steigen sie auch nicht proportional mit der Entfernung, sonst wären spanische Tomaten immer viel teurer als solche hier aus NRW oder aus dem niederländischen bzw. belgischen Grenzgebiet. Genau das, Förderung der jeweils regionalen Produkte, würde aber zu einer starken Verringerung des vermeidbaren, nein völlig überflüssigen Verkehrs führen.

Das gilt nicht nur für Gemüse, sondern auch für andere Produkte. Weil die Transportkosten zu gering sind, werden auch die geringwertigsten Güter um die halbe Welt gekarrt, man denke nur an das minderwertige Spielzeug und Werkzeug aus China. Bei entsprechend hohen Transportkosten hätten europäische Unternehmen auch wieder die Chance, für den heimischen Markt zu vertretbaren Preisen zu produzieren. Das täte dem Arbeitsmarkt durchaus gut.

Für hochwertige Produkte, z. B. Spezialitäten wie teurer Käse, Champagner oder gute technische Waren würden auch 10-fach höhere Transportkosten kein Problem darstellen, ja selbst die Tomate aus Spanien würde nur um 9% teurer. Was spricht also dagegen, den Transport mit Bezug auf die Ökologie zu besteuern. Wenn das nicht schon außerhalb Europas geschieht, dann wird das eben an der Grenze der EU nachgeholt. Es mag Menschen geben, die das Protektionismus nennen, aber das hieße ja nur die Abschottung des eigenen Markts gegenüber Produkten aus anderen Ländern. Hier beruht das aber auf Gegenseitigkeit, d. h. jeder Markt soll sich zunächst selbst versorgen, bei besonderen Produkten dagegen findet ein Austausch durchaus statt. Vielleicht würde auf diese Weise auch das Überschwemmen afrikanischer Märkte mit subventionierten europäischen Agrarprodukten abnehmen.

Behältersteuer, 2008-10-21

Schon wieder eine neue Steuer? Ja, ich fände eine Behältersteuer nicht schlecht, die bei der Produktion von Behältern anfällt. Diese sollte von der Größe des Behälters oder von seinem Gewicht abhängen, nicht aber davon, wofür er verwendet wird. Das bedeutet, dass sie bei einem Einwegbehälter auf den Verkaufspreis aufgeschlagen werden muss, bei einem Mehrwegbehälter aber kaum ins Gewicht fällt. Bei einer Mehrweg-Glasflasche, die 30mal wieder verwendet wird, fällt also nur 1/30 der Behältersteuer bei jeder Befüllung an.

Auch auf Putzeimer, Getränkekartons, Joghurtbecher und Milchschläuche würde die Behältersteuer anfallen, aber wegen des unterschiedlichen Gewichts in unterschiedlicher Höhe. So wird ein Behälter, der mit wenig Material hergestellt werden kann, auch nur wenig belastet. Bei Waren wie Putzeimern wird dagegen Qualität besonders belohnt, also Nachhaltigkeit, denn wenn ich den viele Jahre lang nutze, ist mir die Behältersteuer auf diese lange Zeit umgelegt relativ egal. Beim Joghurtbehältnis wird der Mehrweg-Glasbehälter gefördert gegenüber der Wegwerfmentalität des Plastikbechers.